Wie erkenne ich einen Notfall bei meinem Kleintier und was kann ich tun?

• Die Körperinnentemperatur kann mit einem handelsüblichen digitalen Thermometer rektal gemessen werden. Um Verletzungen des Darms zu vermeiden sollte es vorher mit Vaseline oder Paraffin gleitfähig gemacht werden.

• Eine Körpertemperatur über den genannten Werten kann auf fieberhafte Erkrankungen hinweisen. Achtung! Nach ausgiebiger Bewegung kann die Körperinnentemperatur zeitweise über der Norm liegen, ohne dass eine fieberhafte Erkrankung zugrunde liegt!

• Die Atemfrequenz kann bei den meisten Tierarten in der Flankengegend beobachtet werden. Wichtig für die Beurteilung des Zustandes meines Haustieres ist die Beurteilung in Ruhe. Die Atemfrequenz wird in Zügen pro Minute gemessen.
• Maulatmung ist insbesondere bei Katzen und kleinen Heimtieren immer ein deutliches Krankheitsanzeichen und sollte nicht länger beobachtet werden!

• Die Herzfrequenz kann bei Hunden und Katzen an der Innenseite der Oberschenkel durch Auflegen der Hand oder einzelner Finger erfolgen. Dort befindet sich die große Oberschenkelarterie. Das Auffinden des Pulsschlages an der Oberschenkelarterie erfordert etwas Übung, ist aber eine gute Möglichkeit den Puls des Tieres zu bestimmen. Alternativ kann der Puls auch je nach Größe des Tieres direkt am Brustkorb dicht hinter den Ellbogen gemessen werden. Bei Heimtieren (z.B. Meerschweinchen, Kaninchen) ist die Pulsmessung in aller Regel nur auskultatorisch mit einem Stethoskop möglich. Die Herzfrequenz wird in Schlägen pro Minute gemessen

• Zur Auszählung der Herzfrequenz kann die große Oberschenkelarterie an den Innenschenkeln aufgesucht werden. Auf der oberen Abbildung ertastet die Untersuchende den Puls mit den Zeige- und Mittelfingern.

• Die Farbe der Schleimhäute kann im Bereich der Maulschleimhaut sowie der Bindehäute (Augen) beurteilt werden. Die Schleimhäute sollten im Allgemeinen eine blassrosa Farbe aufweisen.

• Zur Beurteilung der Farbe der Maulschleimhaut kann eine Lefze angehoben werden. Dunkle Areale sind oftmals Pigmentflecken (s. o.) und stellen kein akutes Krankheitsanzeichen dar.

• Zur Beurteilung der Farbe der Lidbindehäute kann einfach das untere Augenlid ein kleines Stück heruntergezogen werden.

Erbrechen und Durchfall sind häufige Symptome, mit denen Kleintiere im tierärztlichen Notdienst vorgestellt werden. Doch handelt es sich jedes Mal um einen Notfall?

Bei folgendem Verhalten meines Haustieres handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Notfall:

• Häufiges Erbrechen (mehrmals pro Stunde)
• Erbrechen von Blut
• Blutiger Durchfall
• Starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens meines Tieres (z.B. sehr schmerzhaft bei Berührung des Bauchs, starkes Hecheln, blasse Schleimhäute, erhöhte Körpertemperatur)

Bei diesen Symptomen handelt es sich vermutlich eher nicht um einen Notfall:

• Einmaliges Erbrechen bei sehr munterem Allgemeinbefinden
• Über mehrere Tage bestehender weicher Kot bzw. leichter Durchfall

Was kann ich bei leichten Magen-Darm-Symptomen meines Haustieres tun?

• Bei leichten Magen-Darm-Symptomen (z.B. breiiger Kot oder einmaliges Erbrechen bei ungestörtem Allgemeinbefinden und ohne Fieber) kann eine Fütterung von Schonkost (z.B. gekochter Reis und Huhn) in kleinen Portionen über den Tagen verteilt (bei kleinen Hunden ca. ½ Teellöffel pro Stunde, bei großen Hunden ca. ½ - 1 Esslöffel pro Stunde) in Erwägung gezogen werden!

Leider kommt es regelmäßig vor, dass Tiere sich selbst verletzen oder durch Kontakt mit anderen Tieren verletzt werden.

Bei folgenden Verletzungen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Notfall:

• Unstillbare Blutungen
• Verletzung der Haut und Freiliegen der Muskulatur
• Knochenbrüche

Bei folgenden Anzeichen handelt es sich vermutlich eher nicht um einen Notfall:

• Leichte Schürfwunden
• Bereits verschorfte Wunden ohne umliegende Schwellung
• Eingerissene Krallen ohne starke Blutung

Was kann ich bei stark blutenden Verletzungen tun?

• Mit einer sauberen Wundkompresse Druck auf die Wunde ausüben
• Einen Druckverband anlegen

Plötzlich auftretende Augenveränderungen, z.B. angeschwollene Augenlider oder Augenausfluss sollten umgehend untersucht werden, da es sich möglicherweise um eine Verletzung der Hornhaut handeln könnte. Oftmals stellt sich die Frage, ob es sich um eine einfache Bindehautentzündung oder eine Hornhautverletzung handelt. Die Unterscheidung kann nur in der tierärztlichen Praxis mit einer speziellen Anfärbemethode des Auges erfolgen!

Auch unsere Haustiere können Krankheiten der Atemwege entwickeln. Dabei handelt es sich aber nicht immer um einen akuten Notfall. Als Entscheidungshilfe dienen als erstes die Dauer und Schwere der Symptome.

Bei folgenden Anzeichen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Notfall:

• Plötzliches anfallartiges Husten. Dabei ist dringend abzuklären, ob es sich um einen Fremdkörper (z.B. einen Knochensplitter oder einen Stock) in der Luftröhre handelt
• Unaufhörliches und lang andauerndes Husten
• Husten mit blutigem Auswurf
• Maulatmung ohne vorherige Belastung des Tieres
• Dauerhafte Erhöhung der Atemfrequenz (also auch in Ruhe!)

Bei folgenden Symptomen handelt es sich vermutlich eher nicht um einen Notfall:

• Gelegentliches Niesen ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
• Gelegentliches Husten ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens

Wenn das eigene Haustier die Futteraufnahme verweigert, ist man als Patientenbesitzer*in schnell besorgt. Doch handelt es sich tatsächlich immer um einen Notfall?

In folgenden Situationen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Notfall:

• Längerfristige Futterverweigerung über mehrere Tage mit Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens (Teilnahmslosigkeit, reduzierte Bewegungsmotivation)
• Futterverweigerung bei Heimtieren (normalerweise Dauerfresser!)

In folgenden Fällen handelt es sich vermutlich eher nicht um einen Notfall:

• Kurzfristige Verweigerung des Futters von läufigen Hündinnen
• Verweigerung des Futters bei sexuell interessierten oder aktiven Rüden
• Verweigerung der Futteraufnahme bei Futterumstellung oder Fütterung neuer Fütterungszusätze
• Einstellung der Futteraufnahme bei Heimtieren in der Nacht

Probleme beim Kot- und Urinabsatz können vielfältige Ursachen haben, z.B. die Aufnahme von Knochen oder die Bildung von Harnblasengries oder -steinen. Wenn Ihr Tier starkes Pressen auf Kot und/oder Urin, ggf. sogar in Verbindung mit starken Schmerzäußerungen (z.B. Schreien oder Quieken) zeigt, sollten Sie den tierärztlichen Notdienst aufsuchen.

Sollte Ihr Tier bekanntermaßen an einer Allergie leiden und eine akute Reaktion zeigen, dann sollten Sie es umgehend tierärztlich untersuchen lassen.

Bei folgenden allergischen Reaktionen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Notfall:

• Plötzliches Anschwellen des Gesichts bzw. Teile davon nach einem (vermuteten) Insektenstich – ACHTUNG! Es besteht Lebensgefahr falls die Atemwege zuschwellen! Auf dem Weg zur Tierarztpraxis kann versucht werden das Gesicht bzw. das Maul zu kühlen, z.B. durch Fütterung von Speiseeis (kein Schokoladen- oder Nusseis!)
• Akute Atemnot

Bei folgenden Symptomen handelt es sich vermutlich eher nicht um einen Notfall:

• Vermehrtes Lecken an den Pfoten

Großflächige Rötung von Hautarealen bei ansonsten ungestörtem Allgemeinbefinden

Plötzliche Atemnot stellt immer ein ernstzunehmendes Symptom dar. Falls Ihr Tier plötzlich Atemnot zeigt, können folgende Gründe dafür vorliegen:

• Verschlucken eines Fremdkörpers, z.B. ein Stock oder ein Spielzeug
• Allergische Reaktion
• Hitzschlag

Sollte Ihr Tier plötzlich Atemnot zeigen, können folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen in Erwägung gezogen werden:

• Bei Verschlucken eines Fremdkörpers Anheben der Hinterbeine und vorsichtiges Klopfen auf den Rücken
• Bei einem Hitzschlag vorsichtiges und langsames Kühlen des Körpers durch feuchte Handtücher und Verbringen des Tieres an einen sonnenarmen Platz

Bei machen Hunden kann es gelegentlich Vorkommen, dass sie plötzliches Röcheln, z.B. bei großer Anstrengung oder nach dem Fressen zeigen. Als mögliche Ursache ist zu nennen, dass bei einigen Hunden das Gaumensegel zeitweise „umklappt“. Das kurzfristige und gleichzeitige Verschließen beider Nasenlöcher führt in aller Regel dazu, dass der Hund abschluckt und sich das Gaumensegel dadurch wieder in die normale Position verlagert. Sollte diese Erste-Hilfe-Maßnahme nicht anschlagen und Ihr Hund weiterhin starkes Röcheln zeigen, sollten Sie besser eine Tierarztpraxis aufsuchen.